Großmutter

Kopie-von-Jürgen-1949-mit-Schwester-und-Mutter.jpg

2004 war eigentlich kein besonderes Jahr gewesen. Aber im November 2004 ist meine Großmutter gestorben. Die Monate zuvor hat sie in einem Altersheim verbracht, weil sie sich in der Dusche ihrer Wohnung einen komplizierten Bruch zugezogen hatte und es für sie mit 92 Jahren allmählich schwieriger geworden war, sich selbst zu versorgen. Es war für alle Beteiligten, wie man so sagt, eine schwierige Entscheidung gewesen, aber sie war eben 92 Jahre alt. Die Zeit im Altersheim hat sie zermürbt, glaube ich. Sie wollte vor ihrem Tod unbedingt noch einmal meinen Bruder sehen, welcher nach Kolumbien ausgewandert war. Zwei Wochen später starb sie im Kreise ihrer Kinder. Ihre Wohnung hatten wir bereits Monate zuvor ausgeräumt und sie hatte viel aufgehoben. Nicht nur die Briefe, welche sie erhalten hatte sondern auch die Durchschläge ihrer eigenen Briefe. Ich habe alles davon an mich genommen, da sonst niemand daran Interesse hatte. Als kleines Mädchen habe ich mich oft an ihre Schreibmaschine gesetzt und so getan als wäre ich Schriftstellerin. Bevor ich meinen ersten Computer erhielt, wünschte ich mir eine Schreibmaschine und bekam mit 13 Jahren meine erste Schreibmaschine. Seither schreibe ich auf Tastaturen Gedichte, Geschichten, E-Mails, Blogbeiträge und Twitterstatusmeldungen. Die Briefe sind weder chronlogisch geordnet, noch habe ich einen konkreten Plan, wie und wann ich dazu etwas erzählen möchte, aber ich möchte die Briefe lesen und meine Eindrücke der Welt mitteilen.